Allgemeines zum "Selbstmanagement der oralen Antikoagulation"
Das Patientenselbstmanagement ist eine bewährte Methode zur Überwachung der oralen Antikoagulationstherapie mit Vitamin-K-Antagonisten (Marcoumar, Sintrom). Hierbei erfolgt sowohl die Messung der INR (international normalisierten Ratio) als auch die Anpassung der Dosierung durch den Patienten selbst. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass es durch dieses Regime verglichen mit der herkömmlichen Therapieüberwachung durch einen Allgemeinmediziner oder eine Gerinnungsambulanz zu einer höheren Zeit im therapeutischen Bereich (TTR) kommt und dadurch weniger thromboembolische Ereignisse auftreten und die Moralität gesenkt werden kann. Vorteile des Patientenselbstmanagements sind auch die engmaschigeren Kontrollen (nämlich wöchentlich) sowie der Patientenkomfort, dass jederzeit also z.B. auch am Wochenende oder im Urlaub eine Kontrolle der Antikoagulationstherapie durchgeführt werden kann. Die Bedeutung der qualifizierten Betreuung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte wird durch diese Therapieform keineswegs gemindert wird, sondern kann nur so eine optimale Versorgung der Patienten erreicht werden.
Ein strukturiertes Schulungsprogramm wurde zuerst an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Rehabilitations Zentrum Bad Berleburg und der Fa. Roche Diagnostics entwickelt und evaluiert. Die erste Veröffentlichung hierzu erfolgte im JAMA1/99 (siehe Literaturangaben). Im Mai 2001 wurden die ÖASA (Österreichische Arbeitsgemeinschaft zur Selbstkontrolle der Antikoagulation) und im selbem Jahr die ISMAA (International Self Monitoring Association for Oral Anticoagulation) gegründet. Auf Vorschlag des Vorstandes erfolgte bei der Jahreshauptversammlung im November 2008 die Umbennenung in "Österreichische Arbeitsgemeinschaft für das Selbstmanagement der oralen Antikoagulation". Ein strukturiertes Schulungskonzept entwickelt von der ÖASA sowie ein Konsensuspapier mit anderen betroffenen medizinischen Gesellschaften definieren die Voraussetzungen und Bedingungen für erfolgreiche Schulungen der Gerinnungsselbstkontrolle.
Die Verbreitung der Methodik "Selbstmanagement der Antikoagulation" wird in Österreich nur dann stattfinden, wenn von Patientenseite (Selbsthilfegruppen wie z.B. die INR-Austria oder der Österreichische Herzverband) gleichermaßen wie von Ärzten diverser Fachrichtungen (z.B. Kardiologen, Internisten, Labormediziner, Herzchirurgen) unterstützt von medizinischem Fachpersonal (MTA, diplomiertes Krankenpflegepersonal) gemeinsam die Notwendigkeit einer Kostenübernahme durch die Sozialversicherungsträger in der Langzeitkontrolle der oralen Antikoagulation vertreten wird. Eine strukturierte Patientenschulung und deren Nachweis ist für diesen Anspruch eine wichtige Basis. Qualitätsstandards, eine österreichweite Koordination der Schulungszentren und eine gemeinsame Auswertung der Follow-up Daten sind weitere wichtige Säulen.